Freut mich dass ihr immer noch munter seid.
Margarethe
margarethe - 19. Mär, 10:46
War die Neuübersetzung von Eike Schönfeld notwendig? Sie kommt mir überaus hölzern vor. so fällt ein Schatten auf Salinger.
Der Anspruch wird sein, dass sie dem Original gerechter wird als BöllBöll.
Dostojewski wurde ja auch zu Verbrechen und Strafe herabgestimmt.
Gumperz - 18. Mär, 12:30
christian b - 14. Mär, 15:26
zur diskussion der gestrigen frage lane coutell – ob er schlecht wegkommt, ob er der unter- oder auch überlegene ist et cetera – folgende vorschläge:
abgesehen davon, dass lane in "franny" natürlich ganz offensichtlich ohnehin "nur" eine funktion erfüllt ( und erfüllen kann ) – konkret hier nämlich: das gegenüber zu sein, anhand dessen franny und die fatale zwickmühle, in der sie steckt entwickelt und ausgeführt werden – sind über- und/oder unterlegenheit oder ähnliche wertend differenzierende in-bezug-setzungen der beiden personen meiner meinung nach hier nicht die zentralen fragestellungen
im gegenteil: ich denke, dass es gerade darum geht, dass franny, ihr freund, frannys lage, das leben an sich eben nicht so einfach in "gut" und "böse" etc. auseinanderdividiert werden können, sondern im gegensatz dazu eben viel komplexer, nämlich geradezu unendlich komplex sind – was gerade das problem ausmacht
sowohl franny als auch lane haben – wenn auch sicherlich nicht im selben verhältnis – für meinen geschmack deutlich positive / sympathische anteile und deutlich negative / unsympathische gleichermaßen. je nach leser natürlich anders gelagert, aber ich würde denken trotzdem für jeden leser zumindest zwei-, wenn nicht gar drei- oder noch mehrdimensional aus ihrem ( frannys + lanes ) jeweiligen verhalten mit konkreten inhalten zu füllen
gerade in der letzlichen unentscheidbarkeit der charakter-, verhaltens- und sinnfragen liegt frannys einstweilen unlösbares problem – entsprechend fatal, wie die entwicklung zeigt
darüberhinaus zeigt sich in dieser komplexität der figuren – und wie er sie mit leben füllt – auch salingers stupende meisterschaft der charakterentwicklung und –ausführung
und natürlich sein ungewöhnlicher sinn dafür, worum es hier ganz allgemein überhaupt geht
christian b - 29. Feb, 15:22
Krankes Grün der Efeutute
Grüßt im Geiste den Absinth.
Oskar Baum gebietet blind:
Brüder! Trinkt mit gutem Mute!
Ungehört von tauben Greisen
Gellen spanische Befehle
Aus touristenrauher Kehle
Störend des Pianos Weisen.
Hinterm Bechsteinflügel kauert
Stumm der bleiche Virtuose,
Stiert auf eine welke Rose,
Deren Hingang er bedauert.
Auf den Tischen die gelesenen
Blätter aus verfloss'nen Tagen
Mit den ungelösten Fragen
Und den Fotos der Gewesenen.
Eine Tram der Linie Acht
Läßt die Scheiben sachte klirren.
Schwarz vermummte Menschen irren
Richtung Moldau durch die Nacht.
Chaim und Bella Beer
maksimilian - 25. Feb, 18:24
Das Rezept für die nächsten 365 Tage:
Man nehme zwölf Monate, putze sie sauber von Bitterkeit, Geiz, Pedanterie und Neid und zerlege jeden Monat in 30 oder 31 Teile, so daß der Vorrat genau für ein Jahr reicht.
Jeder Tag wird dann einzeln angerichtet aus einem Teil Arbeit und zwei Teilen Frohsinn und Humor.
Man füge drei gehäufte Esslöffel Optimismus hinzu, einen Teelöffel Toleranz, ein Körnchen Ironie und eine Prise Takt. Dann wird die ganze Masse sehr reichlich mit Liebe übergossen. Das fertige Gericht schmücke man mit Sträußchen kleiner Aufmerksamkeiten und serviere es täglich mit Heiterkeit.
(von Catherina Elisabeth Goethe)
kapuziner - 2. Jan, 20:46
Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, daß alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zu der Zeit, da Cyrenius Landpfleger in Syrien war. Und jedermann ging, daß er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt.
Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Befehl von dem Kaiser Augustus ausging, alle Welt sollte sich für die Steuer eintragen lassen. Diese Eintragung war die erste, und sie geschah zur Zeit, als Quirinus Statthalter in Syrien war. Und alle gingen hin, um sich eintragen zu lassen, jeder in seine Stadt.
Festliche Tage, frohe Tage ohne Nervenzerrüttung!
maksimilian - 25. Dez, 12:25
Der Teppich
Hier schlingen menschen mit gewächsen tieren
Sich fremd zum bund umrahmt von seidner franze
Und blaue sicheln weisse sterne zieren
Und queren sie in dem erstarrten tanze.
Und kahle linien ziehn in reich-gestickten
Und teil um teil ist wirr und gegenwendig
Und keiner ahnt das rätsel der verstrickten..
Da eines abends wird das werk lebendig.
Da regen schauernd sich die toten äste
Die wesen eng von strich und kreis umspannet
Und treten klar vor die geknüpften quäste
Die lösung bringend über die ihr sannet!
Sie ist nach willen nicht: ist nicht für jede
Gewohnte stunde: ist kein schatz der gilde.
Sie wird den vielen nie und nie durch rede
Sie wird den seltnen selten im gebilde.
STEFAN GEORGE
Gumperz - 10. Dez, 17:41
Die fette Präsenz der Figur im "Bild in Öl" (mit neuen Texten versuche ich zu bewirken, dass sie mich nicht mehr bei jedem Besuch der Seite anspringt) erweckt bei mir mittlerweile einen leichten Überdruss; machen wir uns auf zu neuen Ufern. Schreiben wir: Berichte, Gedichte, Erzählkerne, Mikrogeschichten, Märchen, Protokolle, Thesenpapiere, Schmähungen, Lobreden, Agitprop, Parodien, Travestien, Erinnerungen, Geständnisse, Klagelieder, Oden, Rezensionen, Schilderung von Leseeindrücken, Feuilletons, Witze, Nachrufe, Veranstaltungsankündigungen, Interpretationen, Rätsel, Zaubersprüche, Hymnen, Dialoge, Rezepte, Zitate ...
Maksimilians Mörikegedicht bringt mich auf den Vorschlag, Texte einzustellen, in denen Dinge gewürdigt werden. Müsste doch allen etwas einfallen.
Hier noch eine Frage: Was bedeutet es zu zitieren? Soll man überhaupt zitieren, was soll man zitieren, welche Funktion, Absicht und Wirkung haben Zitate?
Dazu einige Zitate aus einem diesbezüglichen Nachschlagewerk:
Zitate sind entwurzelte Größen. Martin Kessel
Von den meisten Büchern bleiben bloß Zitate übrig. Warum nicht gleich nur Zitate schreiben. Stanislaw Jerzy Lec
Die meisten Menschen sprechen nicht, zitieren nur. Man könnte fast alles, was sie sagen, in Anführungsstriche setzen. Christian Morgenstern
Gumperz - 24. Nov, 18:24
Noch unverrückt, o schöne Lampe, schmückest du,
An leichten Ketten zierlich aufgehangen hier,
Die Decke des nun fast vergeßnen Lustgemachs.
Auf deiner weißen Marmorschale, deren Rand
Der Efeukranz von goldengrünem Erz umflicht,
Schlingt fröhlich eine Kinderschar den Ringelreihn.
Wie reizend alles! lachend, und ein sanfter Geist
Des Ernstes doch ergossen um die ganze Form -
Ein Kunstgebild der echten Art. Wer achtet sein?
Was aber schön ist, selig scheint es in ihm selbst.
Vor 45 Jahre musste ich dieses Gedicht auswendig lernen.
maksimilian - 24. Nov, 13:14
Sollten wir nicht schleunigst wieder schöpferischer werden, schreiben und sprechen, uns auseinandersetzen!
Gumperz - 20. Nov, 17:24